„Zukunft fängt mit Bio an“ – ein Porträt

Bei Deckers Biohof stand am Anfang die Vision von gesunden Lebensmitteln. Bereits seit den frühen 1970er Jahren wurden in der Ottenhofener Straße im Baden-Württembergischen Bühl-Weitenung nach Demeter-Grundsätzen Obst, Salat und Gemüse angebaut. 2004 übernahmen Helga und Christoph Decker den Biohof. Zuvor hatte Helga Decker bereits ihren ersten Bioladen in Rastatt eröffnete. Es folgten weitere Bioläden in Baden-Baden und Sinzheim. Der Zusammenschluss der beiden Betriebszweige – Produktion und Vermarktung – machte die Sache rund. Heute verfügt Deckers Biohof über eine landwirtschaftlich nutzbare Fläche von etwa 20 Hektar. Über ihr Engagement als Bio-Unternehmen und die politischen Herausforderungen haben wir mit den Deckers gesprochen. 

Was ist das Besondere an Deckers Biohof?
Dadurch dass der Hof schon seit 50 Jahren nach Demeter Richtlinien wirtschaftet, ist der Boden seit langer Zeit sehr gesund und unbelastet. Wir sind stolz auf unsere Geschichte und die positive Entwicklung. Wir sind stetig gewachsen und beschäftigen mittlerweile ca. 90 Mitarbeiter*innen. Auch begleiten wir viele junge Auszubildende in die Berufswelt, geben unser Know-how an konventionelle Bauern und Bäuerinnen weiter und begleiten sie bei der Umstellung auf ökologische Landwirtschaft.

Was sind eure betrieblichen Schwerpunkte?
Wir fungieren als Anbauer von Obst und Gemüse und auch als Vermarkter ökologischer Produkte aus der Region. Wir betreiben vier Naturkostfachgeschäfte, sind auf zwei Wochenmärkten und vertreiben das komplette Biosortiment über unseren Ökokisten-Lieferservice. Kund*innen können im Online-Shop surfen, sich inspirieren lassen und alle Wunschprodukte bequem zuhause empfangen. 

Was bedeutet für euch „biologisch-dynamische Kreislaufwirtschaft“ in der Praxis?
Es ist heutzutage schwierig als Einzelbetrieb die gesamte Kreislaufwirtschaft umzusetzen und somit setzen wir auf eine regionale Kreislaufwirtschaft. Das bedeutet, dass wir mit regionalen Akteur*innen und Landwirt*innen zusammenarbeiten. Als Beispiel: Von einem Tierhalter im Dorf beziehen wir den Mist – somit haben wir eine regionale Futtermistkooperation. 

Mit welchen Herausforderungen habt ihr zu kämpfen, um auf dem Markt zu bestehen? 
Steigende Energiekosten in allen Bereichen, Klimawandel, weniger Regen und mehr Starkregenereignisse beeinflussen den Anbau, außerdem längere und extremere Hitzeperioden, die unseren Kulturpflanzen zu schaffen machen. Zudem beschäftigt uns der Fachkräftemangel in der Gärtnerei – es ist schwierig, kompetente und engagierte Mitarbeiter zu finden.

Beeinflusst der Pestizideinsatz der konventionellen Landwirtschaft eure tägliche Arbeit? Wie?
Das beeinflusst uns, da wir regelmäßig Aufklärung betreiben müssen bei unseren Nachbar-Landwirt*innen, die konventionell anbauen. Auch wenn es hier gesetzliche Regelungen gibt, nach denen beispielsweise bei Wind nicht chemisch gedüngt werden darf, so halten sich manche nicht immer an die Vorgaben.

Was tut ihr, um eure Produkte vor Kontamination durch Pestizide zu schützen?
Aufgrund der beschriebenen Situation haben wir präventiv Grünstreifen und Blühstreifen zwischen den Äckern eingezogen, sodass die Pestizide der Nebenäcker nicht direkt auf unsere Demeter Äcker „geweht“ werden, sondern über die Streifen abgefangen werden. 

Was sind eure Wünsche an die Landwirtschaftspolitik? 
Es wäre schön, wenn sich die Politik stärker einsetzen würde für die „wahren“ Lebensmittelpreise, sodass Verbraucher*innen sehen können, wie sich der echte Preis zusammensetzt und was „billiger“ wirklich langfristig bedeutet. Die konventionelle Landwirtschaft verursacht ja deutlich mehr Schäden für Umwelt und Gesundheit im Vergleich zu Ökoprodukten, die die Umwelt und die Gesundheit nachhaltig schonen. 

Wir wünschen uns auch eine verstärkte Förderung der kleinstrukturierten Landwirtschaft und es sollte politische Vorgaben bei der Außer-Haus-Verpflegung geben. Es braucht einen Pflicht-Bioanteil in Kantinen, Schulen und Kitas.

Was hat euch bewogen, sich dem Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft anzuschließen? 
Wir stehen hinter der Philosophie und den Werten vom Bündnis und engagieren uns dafür regional seit langer Zeit. Artenvielfalt, Bodenfruchtbarkeit und giftfreie Nahrung – dies alles hat ja auch uns motiviert, in die ökologische Landwirtschaft einzusteigen. Wir möchten gesunde Nahrung für die Menschen und natürlich auch einen gesunden Lebensraum für die Tiere schaffen und erhalten. Außerdem ist uns das Miteinander im Netzwerk mit Menschen, die sich auch für gesunde Lebensmittel und die Umwelt einsetzen, sehr wichtig. 

Wie lässt sich die Kluft zwischen Bio und konventionell besser schließen?
Es braucht den stetigen Austausch und auch den Wissenstransfer. Wir beraten beispielsweise als Gründungsmitglieder und Initiatoren in der Bio-Musterregion „Mittelbaden+“ konventionelle Landwirt*innen bei der Umstellung auf ökologische Landwirtschaft. Hier schließt sich für uns der Kreis unseres Engagements für Mensch und Natur. 

Wir möchten anbauen, vermarkten und unser Wissen weitergeben und das haben wir bis heute gut gemeistert. Wichtig ist uns ein Austausch auf Augenhöhe: Im Miteinander für eine bessere und gesündere Zukunft. Denn Zukunft fängt mit Bio an.