Politisches Glossar

Von A wie Ackergifte bis Z wie Zulassungsverfahren – was bedeuten diese und andere zentrale Begriffe zum Umgang mit Pestiziden in der Landwirtschaft? Wir haben die wichtigsten Infos sowie unsere grundsätzlichen Positionen dazu in diesem politischen Glossar zusammengefasst.

Ihr vermisst Begriffe und Definitionen oder habt weitere wichtige Quellen? Dann schreibt uns unter info@enkeltauglich.bio.

Wir ergänzen und aktualisieren unser Glossar laufend.

Ackergifte

Unter Ackergiften verstehen wir chemisch-synthetische Substanzen, die gegen Pflanzen (Herbizide), Pilze (Fungizide) oder Insekten (Insektizide) auf den Äckern ausgebracht werden. Während die Herstellerkonzerne diese Substanzen Pflanzenschutzmittel nennen, lautet der übliche Fachbegriff Pestizide. Unter den chemisch-synthetischen Pestiziden gibt es viele hochgiftige Wirkstoffe, die nicht nur Bienen töten und Menschen schädigen. Sie vernichten auch viele andere Insekten und Wassertiere, schädigen das Bodenleben und belasten das Trinkwasser sowie die auf dem Acker angebauten Lebensmittel. Das mittlerweile wohl bekannteste Ackergift ist das Totalherbizid Glyphosat

Die vom Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN) erstellte aktuelle Liste hochgefährlicher Ackergifte führt 338 Wirkstoffe auf, die für die menschliche Gesundheit, für Tiere und für die Umwelt besonders gefährlich sind. Hierzu zählen Pestizide, die beispielsweise als krebserregend, fortpflanzungsschädigend, erbgutverändernd, ozonschädlich oder hoch bienengefährlich eingestuft werden.

Quellen:
https://enkeltauglich.bio/wp-content/uploads/BeL_Broschuere-4.pdf
https://www.boell.de/sites/default/files/2022-01/Boell-Pestizidatlas-2022.pdf
https://pan-germany.org/download/2662/


Abdrift

Beim Ausbringen von Ackergiften mit der Feldspritze entsteht ein feiner Sprühnebel, der vom Wind verweht werden kann. Dieses Phänomen nennt man Abdrift. Ackergifte werden auf diese Weise weit über das behandelte Feld hinaus auf benachbarte Felder, Gewässer, Gehölze, Wälder oder Gärten getragen. Falsch eingestellte Düsen oder eine zu hohe Geschwindigkeit des Spritzfahrzeugs können den Effekt verstärken. 

Für Biobauern und -bäuerinnen kann die Abdrift von Pestiziden von benachbarten konventionellen Äckern zu großen Verlusten führen. Werden in ihren Lebensmitteln (zu hohe) Pestizidbelastungen nachgewiesen, dürfen sie ihre Ernte nicht mehr unter dem Biosiegel verkaufen. Bio-Landwirt*innen behelfen sich hier mit Abstandsflächen, Hecken oder Absprachen mit den konventionell wirtschaftenden Nachbar*innen, damit diese ihre Felder beispielsweise nicht bei zu starkem Wind mit Pestiziden behandeln. 

Quellen:
https://enkeltauglich.bio/start/pestizide/p-in-der-luft/
https://enkeltauglich.bio/wp-content/uploads/BeL_Broschuere-4.pdf
https://taz.de/Pestizidabdrift-in-der-Landwirtschaft/!5508668/
https://pan-germany.org/wp-content/uploads/2021/08/Abdrift-FAQs-und-links_2021.pdf

Artensterben

Als Artensterben bezeichnet man das Verschwinden von Arten (z.B. Tieren oder Pflanzen) durch Aussterben. Laut der Roten Liste der gefährdeten Arten sind aktuell mehr als 40.000 Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Auch hierzulande nimmt die Artenvielfalt (siehe auch Biodiversität) ab, und viele Insekten- und Vogelarten sind vom Aussterben bedroht. 

Ein Grund dafür ist die industrielle Landwirtschaft. Ackergifte gefährden die Artenvielfalt zum einen direkt, indem sie nicht nur Schädlinge, sondern auch Nützlinge abtöten; und zum anderen indirekt, indem sie die Lebensräume und Nahrungsangebote vieler Tierarten schädigen. So wurde zwischen den Jahren 2009 und 2019 ein weltweiter Insektenrückgang von 41 Prozent festgestellt. 

Bio-Landwirtschaft bietet hinsichtlich des Artenschutzes entscheidende Vorteile. Auf ökologisch bewirtschafteten Flächen, auf denen keine chemisch-synthetischen Pestizide eingesetzt werden, wachsen 5-mal so viele unterschiedliche Pflanzen, und es sind 20-mal so viele Bestäuber zu finden, verglichen mit konventionell bewirtschafteten Flächen. Auch bis zu 35 % mehr Feldvögel leben auf Bio-Äckern.


Quellen:
https://www.oekom.de/beitrag/biodiversitaet-einfach-erklaert-155
https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/landnutzung/landwirtschaft/artenvielfalt/index.html
https://www.iucnredlist.org
https://www.boell.de/sites/default/files/2022-01/Boell-Pestizidatlas-2022.pdf
https://www.oekolandbau.de/bio-im-alltag/bio-wissen/artenvielfalt-im-oeko-landbau/

Biodiversität

Das Wort Biodiversität beschreibt die biologische Vielfalt auf unserem Planeten. Oft wird Biodiversität mit Artenvielfalt gleichgesetzt. Doch der Begrifft umfasst, neben der Vielfalt der Arten (z.B. Tiere, Pflanzen, Pilze und Bakterien), auch deren genetische Vielfalt (z.B. Unterarten, Rassen, Sorten), sowie die Vielfalt der Ökosysteme (z.B. Wasser, Wald und Boden). Das Zusammenspiel dieser drei Elemente ist die existenzielle Grundlage unseres Lebens. 

Quellen: 
https://doi.org/10.1016/j.baae.2009.12.001
https://doi.org/10.1073/pnas.2216573120
https://doi.org/10.1038/srep01135

Bio-Fachhandel

Ein Bio-Fachhandel ist ein Betrieb, der sich auf den Verkauf von Bio-Produkten (überwiegend Bio-Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft) spezialisiert hat. Im Fokus stehen nachhaltig orientierte Wertschöpfungsketten und Produkte ökologischen Ursprungs, die ohne den Einsatz von chemisch-synthetischen Mitteln wie Pestiziden angebaut werden. Der Marktanteil von Bio-Lebensmitteln in Deutschland steigt seit Jahren stetig an und lag im Jahr 2022 bei rund sieben Prozent.

Quellen:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/360581/umfrage/marktanteil-von-biolebensmitteln-in-deutschland/
https://www.boelw.de/themen/zahlen-fakten/

Bio-Landwirtschaft / ökologische Landwirtschaft 

In der Bio-Landwirtschaft oder ökologischen Landwirtschaft werden die natürlichen Wechselbeziehungen des Ökosystems genutzt und gefördert. Dabei wird so weit wie möglich das Prinzip der Kreislaufwirtschaft verfolgt. Der ökologische Landbau bemüht sich um eine ressourcenschonende, tiergerechte und umweltverträgliche Form der Nahrungsmittelerzeugung. Dies wird durch folgende Grundsätze erreicht: 

  • Erlaubt ist nur die natürliche Düngung mit Kompost, Tiermist, Pflanzenresten und Gründüngung (z. B. Leguminosen).
  • Chemisch-synthetische Stickstoffdünger und leichtlösliche Phosphate sind verboten ebenso wie chemisch-synthetische Pestizide
  • Der Pflanzenschutz erfolgt im ökologischen Landbau v.a. durch den Aufbau gesunder Böden, die Auswahl widerstandsfähiger Sorten und Saaten, eine vielfältige Fruchtfolge und die Förderung von Nützlingen. Spritzmittel dürfen nur bei drohendem Ernteverlust eingesetzt werden („Medikamenten-Prinzip“). Diese sind größtenteils auf abbaubare Stoffe pflanzlichen oder mineralischen Ursprungs begrenzt. Eine Ausnahme stellt Kupfer dar. 
  • Beikräuter werden händisch oder maschinell reguliert.
  • Weiterhin gilt beim ökologischen Landbau das Prinzip der artgerechten Tierhaltung mit großen Stallflächen, Einstreu und viel Auslauf. Verwendet wird biologisch erzeugtes Futter ohne Antibiotika, Hormone, Gensoja und Tiermehl.

Viele Bioerzeuger und -erzeugerinnen sind in Anbauverbänden – wie z.B. Demeter, Naturland und Bioland – organisiert. Diese haben strenge und weitreichende Standards etabliert. Eine einheitliche Regelung in der EU, an die sich alle Biobauern und -bäuerinnen in Europa halten müssen, ist seit 2007 durch die EU-Öko-Verordnung festgelegt. 

Quellen: 
https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX%3A32018R0848&qid=1608219021571
https://umweltinstitut.org/landwirtschaft/oekolandbau/
https://www.allesueberbio.de/
https://www.boelw.de/service/bio-faq/bio-basics/artikel/wer-regelt-was-bio-ist/
https://www.boelw.de/themen/zahlen-fakten/landwirtschaft/

Bio-Lebensmittel

Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft werden Bio-Lebensmittel genannt. Die Begriffe „Bio“ und „Öko“ sind gesetzlich durch die EU-Öko-Verordnung geschützt. Dabei kennzeichnet das freiwillige deutsche Bio-Logo („Bio-Sechseck“) nur Produkte, die eine Öko-Kontrolle erfolgreich bestanden haben. Daneben gibt es das verpflichtende EU-Bio Logo („grünes Blatt“). Die am 1. Januar 2022 aktualisierte EU-Öko-Verordnung gilt als „Grundgesetz“ der ökologischen Lebensmittelwirtschaft; sie soll Verbraucherinnen und Verbraucher vor Irreführung bei Bio-Produkten schützen. 

Noch strenger als die EU-Verordnungen sind die Regeln der nationalen Bio-Anbauverbände (siehe Bio-Landwirtschaft). Sie fordern beispielsweise die Umstellung des gesamten landwirtschaftlichen Betriebs, beschränken die Menge zugelassener Zusatzstoffe in der Lebensmittelherstellung noch stärker oder schreiben schärfere Regeln für die Tierhaltung vor. Im Bio-Fachhandel finden Kund*innen – anders als in normalen Lebensmittelläden – ausschließlich Bio-Produkte und -Lebensmittel. 

Quellen:
https://www.oekolandbau.de/bio-siegel
https://www.boelw.de/themen/eu-oeko-verordnung/neues-biorecht/artikel/uebersicht-ueber-die-neue-oeko-basisverordnung-eu-2018-48-und-ergaenzende-rechtsakte/
https://www.boelw.de/themen/eu-oeko-verordnung/
https://www.bmel.de/DE/themen/landwirtschaft/oekologischer-landbau/aenderungen-oekoverordnung.html

Biozide

Biozide sind eine Untergruppe der Pestizide. Gemeint sind damit Chemikalien, die nicht in der Landwirtschaft eingesetzt werden, aber ebenfalls den Zweck erfüllen, unerwünschten Organismen zu schaden, sie abzuschrecken oder zu töten. Biozide haben vielfältige Funktionen und umfassen unter anderem Holzschutzmittel, Desinfektionsmittel oder Wandfarben mit Schimmelschutz. Auch Insektensprays und Rattengift zählen dazu.

Quellen:
https://www.bmuv.de/themen/chemikaliensicherheit/biozide#:~:text=Biozide%20dienen%20dazu%2C%20Schadorganismen%20zu,gef%C3%A4hrlich%20f%C3%BCr%20Mensch%20und%20Umwelt.

Boden

Der Boden ist wie Luft, Licht und Wasser eine elementare Grundlage für das Leben auf der Erde. Auf ihm gedeihen Pflanzen, von denen Menschen und Tiere leben. Deshalb ist Boden das wichtigste Gut für unsere Ernährung und eine Ressource, die nur bedingt erneuerbar ist. 

Im Boden lebt eine große Zahl unterschiedlichster Mikroorganismen, die Abfallprodukte aus pflanzlicher und tierischer Erzeugung zersetzen und die darin enthaltenen Nährstoffe für Pflanzen verfügbar machen. Man spricht in diesem Sinne von der Fruchtbarkeit des Bodens. Sie lässt sich erhalten und fördern durch eine gute Humuswirtschaft, d.h. unter anderem durch vielseitige Fruchtfolgen, eine ausreichende Versorgung des Bodens mit organischem Material und eine sorgfältige, schonende Bodenbearbeitung. 

Weltweit gehen jedes Jahr etwa 24 Milliarden Tonnen Boden durch Erosion verloren. Weitere Gründe für den Verlust fruchtbaren Bodens sind Versiegelung, Dürren, Überschwemmungen oder der übermäßige Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden. Letztere schädigen auf Dauer die Bodenorganismen und Mikrobiologie des Bodens. 

Quellen:
https://www.oekolandbau.de/landwirtschaft/pflanze/grundlagen-pflanzenbau/boden/bodenfruchtbarkeit/
https://www.fibl.org/fileadmin/documents/shop/1576-bodenfruchtbarkeit.pdf
https://www.landwirtschaft.de/landwirtschaft-verstehen/wie-funktioniert-landwirtschaft-heute/boden-in-gefahr-erosion-in-der-landwirtschaft
https://web.archive.org/web/20140712120346/http://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/20111201-Hintergrund-Umweltfolgen-der-Landwirtschaft.pdf
https://www.weltagrarbericht.de/themen-des-weltagrarberichts/bodenfruchtbarkeit-und-erosion.html

Citizen-Science-Projekt

Unter Citizen-Science versteht man die Partizipation von interessierten Bürger*innen an wissenschaftlichen Prozessen. Die Beteiligung kann von einer kurzen Datenerhebung bis zu einem intensiven Engagement in der Freizeit reichen. Für aussagekräftige Ergebnisse ist das Einhalten wissenschaftlicher Standards bei der Projektgestaltung besonders wichtig. 

Eine Citizen-Science-Studie des Bündnisses für eine enkeltaugliche Landwirtschaft belegte im Jahr 2020 erstmals systematisch, dass die Luft in ganz Deutschland flächendeckend durch Ferntransport mit Pestiziden belastet ist. 

Quellen: 
https://www.buergerschaffenwissen.de/citizen-science/handbuch/was-ist-citizen-science
https://enkeltauglich.bio/start/pestizide/p-in-der-luft/

Endokrine Disruptoren

Mit endokrinen Disruptoren (kurz EDCs) sind Chemikalien gemeint, die das Hormonsystem von Menschen und Tieren beeinflussen können. EDCs können wie körpereigene Hormone wirken und sind bereits in sehr geringen Konzentrationen wirksam. Besonders bei hormonellen Umstellungen, wie in der Pubertät oder bei einer Schwangerschaft, können dadurch Entwicklungsprozesse gestört werden. 

Etliche chemisch-synthetische Pestizide sind endokrine Disruptoren oder stehen unter Verdacht, hormonell wirksam zu sein. Umso bedenklicher ist, dass die Studie zur Pestizid-Belastung der Luft überall in unserer Atemluft diese Art von Wirkstoffen nachgewiesen hat.

https://infopool.landwende.de/frauenfeindliche-gifte
https://pan-germany.org/edcs/hormonell-wirksame-pestizide-sind-eine-schleichende-gefahr/
https://enkeltauglich.bio/start/pestizide/

Enkeltauglich

Das Wort „enkeltauglich“ soll den Begriff Nachhaltigkeit plastisch und begreifbar werden lassen. Es bedeutet, eine Zukunft zu schaffen, die auch für nachfolgende Generationen lebenswert ist. Zurückverfolgen lässt sich das Wort bis ins Jahr 2001, wo es in einer Publikation des Netzwerks Kindergesundheit und Umwelt verwendet wurde. Auch als Maßstab für politische Entscheidungen kann die Wortschöpfung genutzt werden: Mit „enkeltauglich“ möchten wir verdeutlichen, dass letztlich alle Politik sich daran zu messen hat, dass auch die Enkelkinder eine lebenswerte Zukunft vorfinden. 

Quellen:
https://www.johannesheimrath.de/woher-kommt-der-begriff-enkeltauglich
https://blog.forestfinance.de/2019/06/07/enkeltauglich-leben-und-investieren-was-heisst-das/

Farm-to-Fork-Strategie

Die 2020 von der Europäischen Kommission formulierte „Farm to Fork“-Strategie ist ein zentraler Baustein des europäischen Green Deals, mit dem die Europäische Union Klimaneutralität bis 2050 anstrebt. Die Farm to Fork Strategie ist ein umfassender Zehnjahresplan und hat zum Ziel, das europäische Nahrungsmittelsystem nachhaltig zu gestalten. Beispielsweise fordert sie, dass bis zum Jahr 2030 25% der landwirtschaftlichen Flächen ökologisch bewirtschaftet werden. Bis 2030 soll außerdem der Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden und deren Risiko um 50 % reduziert werden. Die Vorgaben der Farm to Fork Strategie sind rechtlich nicht bindend, sondern werden erst in Form von EU-Gesetzen verpflichtend. Der Versuch, eine rechtlich bindende Grundlage zur Reduktion des Pestizideinsatzes (Sustainable Use Regulation) zu schaffen, ist im November 2023 gescheitert. Damit bleibt die Frage nach einer Reduktionsstrategie für Pestizide in der Europäischen Union offen.

Quellen:
https://www.consilium.europa.eu/de/policies/from-farm-to-fork/
https://www.pan-europe.info/press-releases/2023/11/green-deal-dead-meps-voted-against-healthy-future-us-and-our-children

Ferntransport

Chemisch-synthetische Pestizide verbreiten sich kilometerweit über die Luft und lassen sich praktisch überall in Deutschland nachweisen. Dieses Phänomen nennt man Ferntransport. Durch die Erwärmung des Bodens verdunsten Ackergifte und steigen in die Luft auf, oder sie werden mit feinsten Staubkörnchen, an denen sie haften, vom Wind fortgeweht. In welchem Ausmaß dies geschieht, hat unsere bundesweite Studie zur Pestizid-Belastung der Luft erstmals wissenschaftlich belegt: Ackergifte verbreiten sich bis in den letzten Winkel und wehen in Gärten, auf Spielplätze und in jedes noch so entlegene Naturschutzgebiet. Sie sind überall in unserer Atemluft zu finden.

Quellen: 
https://enkeltauglich.bio/wp-content/uploads/BeL_Broschuere-4.pdf
https://enkeltauglich.bio/start/pestizide/p-in-der-luft/

Filtermatten

Filtermatten befinden sich in Be- und Entlüftungsanlagen von Häusern und dienen der Reinigung der einströmenden Außenluft. Sie filtern vor allem Stäube und Pollen aus der Atemluft. Da sich Pestizide an Stäube anheften können, können sie in Filtermatten qualitativ nachgewiesen werden. Filtermatten waren neben Passivsammlern, Bienenbrot und Baumrinden eines der vier Sammelmedien der Studie zur Pestizidbelastung der Luft. 

Quelle:
https://enkeltauglich.bio/start/pestizide/p-in-der-luft/

Fungizide

Fungizide sind Mittel gegen Pilzerkrankungen von Nutzpflanzen. Sie sind eine Untergruppe der Pestizide. Trotz des Prinzips der Schadschwelle wird teils von Pestizid-Herstellern empfohlen, sie bereits vorbeugend im Pflanzenbau einzusetzen. Das widerspricht den Prinzipien des integrierten Pflanzenschutzes, bei dem chemisch-synthetische Pestizide erst als letztes Mittel zur Vermeidung von Schäden an der Kulturpflanze eingesetzt werden dürfen.

Quellen:
https://enkeltauglich.bio/wp-content/uploads/BeL_Broschuere-4.pdf

Glyphosat

Glyphosat ist das meistverkaufte und am häufigsten eingesetzte Ackergift der Welt. In Deutschland wird es laut Umweltbundesamt auf fast 40 Prozent der Felder eingesetzt. Die jährliche Menge beträgt dabei rund 4.000 Tonnen. Glyphosat tötet als sogenanntes „Totalherbizid“ jede Pflanze ab, die nicht gentechnisch so verändert wurde, dass sie gegen Glyphosat resistent ist. Im Jahr 2023 wurde die Zulassung von Glyphosat um zehn weitere Jahre verlängert.

Das hat verheerende Auswirkungen auf Biodiversität und Nahrungsketten: Da Glyphosat dazu beiträgt, unerwünschte Pflanzen auf Feldern zu reduzieren, finden bestäubende und pflanzenfressende Insekten weniger Nahrung, was sich wiederum auf die Nahrungsgrundlage vieler anderer Tierarten auswirkt. So beträgt beispielsweise der Rückgang der Vogelpopulation in der EU seit 1980 mehr als 30 Prozent.

Doch nicht nur die Biodiversität ist durch Glyphosat gefährdet – auch die menschliche Gesundheit: Dass Glyphosat im Darm Bakterien abtötet, die für die Verdauung benötigt werden, ist erwiesen. Im März 2015 stufte die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) – eine Unterorganisation der Weltgesundheitsorganisation (WHO) – Glyphosat zudem als „wahrscheinlich krebserregend“ ein.

Eine wissenschaftliche Metastudie der Universität Washington aus dem Jahr 2019 ermittelte für Menschen, die dem Pestizid ausgesetzt sind, einen Anstieg des relativen Risikos, am Non-Hodgkin-Lymphom zu erkranken, um 41 Prozent. 

In den USA haben zehntausende Menschen, die mit dem Herbizid in Kontakt gekommen und an Krebs erkrankt sind, den Konzern Bayer als Glyphosat-Hersteller auf Schadensersatz verklagt; die meisten Klagen sind derweil noch offen, während der Konzern in den letzten Jahren Vergleiche mit rund 96.000 Klägern erreichte – und einige Gerichtsprozesse verlor. 

In unserer Studie zur Pestizid-Belastung der Luft wurde Glyphosat an allen technischen Messstandorten (Passivsammler und Filtermatten) in ganz Deutschland nachgewiesen. Das Herbizid befindet sich also überall in unserer Atemluft – und das, obwohl die Verflüchtigung von Glyphosat laut Zulassungsbehörden als ausgeschlossen gilt. Auch im menschlichen Körper wurde der Wirkstoff nachgewiesen: Im Rahmen der Citizen Science Studie „Urinale“ wurde 2015 der Urin von über 2.000 Proband*innen auf Glyphosat-Rückstände untersucht. Das Ergebnis: In 99,6 Prozent der Proben wurde Glyphosat nachgewiesen. 

Quellen:
https://www.umweltbundesamt.de/themen/chemikalien/pflanzenschutzmittel/glyphosat
https://www.boell.de/sites/default/files/2022-01/Pestizidatlas2022_Web_20220108.pdf
https://enkeltauglich.bio/start/pestizide/studie-urinale/
https://pan-germany.org/pestizide-uebersicht/glyphosat-themenseite/

Green Deal

Der Green Deal ist eine ambitionierte Agenda der EU, die 2020 anlaufen sollte, und neben mehr Klimaschutz auch eine nachhaltige Landwirtschaft (Farm-to-Fork-Strategie) und einen umfassenderen Naturschutz zum Ziel hat. 

Die Krisen der letzten Jahre (Covid-19-Pandemie, Krieg in der Ukraine, Inflation) sind zu Lasten der Umsetzung der ökologischen Aspekte im Green Deal gegangen, weswegen unser Bündnis und andere Naturschutzverbände von der Europäischen Kommission ein erneutes Bekenntnis zu den Zielen in der Landwirtschaft und im Naturschutz verlangen. 

Quellen: 
Der europäische Green Deal | bpb.de
Bekenntnis zum Green Deal für eine nachhaltige Ernährungssouveränität – Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. (PAN Germany) – Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. (PAN Germany) (pan-germany.org)

Herbizide

Herbizide sind chemisch-synthetische Pestizide, die störende Pflanzen abtöten sollen. Oft werden diese jedoch nicht nur zur Unkrautbekämpfung, sondern auch zur Erntebeschleunigung eingesetzt. Man unterscheidet zwischen selektiven Herbiziden, die gezielt gegen bestimmte Pflanzen wirken, und Totalherbiziden, die alle Pflanzen vernichten. Ein solches Totalherbizid ist beispielsweise das viel kritisierte Glyphosat.

Herbizide haben nicht nur einen direkten Einfluss auf die pflanzliche Vielfalt, sondern tragen auch indirekt zum Rückgang von Insekten und Wirbeltieren bei, indem sie das Nahrungsangebot zerstören. Zahlreiche Studien haben zum Beispiel nachgewiesen, dass Ackergifte eine der Hauptursachen für den Rückgang vieler Feldvogelarten sind.

Der Einsatz von Herbiziden in der Bio-Landwirtschaft ist verboten.

Quellen:
https://www.umweltbundesamt.de/themen/boden-landwirtschaft/umweltbelastungen-der-landwirtschaft/pflanzenschutzmittel-in-der-landwirtschaft
http://www.umweltinstitut.org/themen/landwirtschaft/pestizide/glyphosat/vorerntespritzung-von-getreide.html
https://utopia.de/ratgeber/pestizide-wissenswertes-zu-herbiziden-fungiziden-und-insektiziden/
https://www.boell.de/sites/default/files/2022-01/Boell-Pestizidatlas-2022.pdf?dimension1=ds_pestizidatlas22

Hormonell wirksame Pestizide

Industrielle Landwirtschaft/Konventionelle Landwirtschaft

Konventionelle Landwirtschaft ist eine Form der Landbewirtschaftung, bei der beim Anbau von Pflanzen chemisch-synthetische Pestizide (Insektizide, Herbizide, Fungizide), Kunstdünger und andere umwelt- und gesundheitsbelastende Mittel und Methoden angewendet werden. Obwohl diese Form der Landwirtschaft als konventionell bezeichnet wird, gibt es sie tatsächlich erst seit knapp 100 Jahren in dieser – von externen Einträgen abhängigen – Form. 

Insekten, die für die Bestäubung von Nutzpflanzen essenziell sind, können auf und neben konventionell bewirtschafteten Acker- und Grünflächen wegen der hohen Pestizidbelastung dauerhaft nicht überleben, was eine der Hauptursache für das Insektensterben der letzten Jahrzehnte ist. 

Die konventionelle Landwirtschaft verursacht darüber hinaus mehr Treibhausgasemissionen, Bodenerosion, Wasser-, Boden-, und Luftverschmutzung als der ökologische Landbau und bedroht sowohl die Biodiversität als auch die menschliche Gesundheit. Diese weitreichenden Folgen und ihre Kosten sind in den aktuell günstigen Marktpreisen konventioneller Lebensmittel nicht eingerechnet. 

Quellen:
https://www.spektrum.de/kolumne/insektensterben-und-keiner-will-es-gewesen-sein/1484979
https://rodaleinstitute.org/why-organic/organic-basics/organic-vs-conventional/
https://www.bzfe.de/nachhaltiger-konsum/grundlagen/true-cost-wahre-kosten/

Insektizide

Insektizide sind Pestizide, die speziell Insekten in ihren verschiedenen Entwicklungsstadien abtöten oder vertreiben. Sie werden überwiegend in der konventionellen Land- und Forstwirtschaft sowie in der Vorratshaltung eingesetzt. Insektizide sind häufig abbauresistente Stoffe, die sich in der Nahrungskette anreichern und so die Umwelt dauerhaft schädigen. 

Quelle:
https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/insektizide/34195

Integrierter Pflanzenschutz (IPS)

Der integrierte Pflanzenschutz ist eine Strategie, bei der der Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide im Ackerbau auf ein notwendiges Minimum beschränkt wird. Damit das gelingt, sollen vorrangig indirekte Pflanzenschutzmaßnahmen angewandt werden, wie Fruchtfolgen, geeignete Sortenwahl und die Anlage von Blühstreifen. Erst nach diesen vorbeugenden Maßnahmen darf zum Beispiel mit mechanischer Unkrautbekämpfung oder dem Einsatz von Nützlingen gearbeitet werden. Nur, wenn auch diese Methoden nicht ausreichend sind, werden chemisch-synthetische Pestizide angewendet. Schadschwellen helfen bei der Beurteilung, ob diese Maßnahme gerechtfertigt ist. 

Seit 2021 müssen Landwirte in Deutschland nachweisen, dass sie den Integrierten Pflanzenschutz anwenden. Was in der Theorie gut klingt, wird jedoch in der Praxis viel zu selten umgesetzt, da chemisch-synthetische Pestizide häufig als die einfachste und günstigste Option gesehen werden. Oftmals werden diese sogar präventiv eingesetzt, zum Beispiel bei der Beizung von Saatgut.

Quellen:
www.nap-pflanzenschutz.de/integrierter-pflanzenschutz/
https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/umweltgifte/Umweltgifte-Broschuere-Pestizidalternativen-Ansicht.pdf
https://umweltinstitut.org/wp-content/uploads/2023/01/20230125_Umweltinstitut_Auswertung-Pestizideinsatz-im-Apfelanbau-1.pdf

Kupfer

Kupfer ist ein Element, das natürlicherweise im Boden vorkommt. Zeitgleich wird Kupfer in der konventionellen und ökologischen Landwirtschaft als Fungizid eingesetzt. Der Einsatz von Kupfer ist jedoch umstritten, da es sich im Boden anreichert und auf Mikroorganismen und Weichtiere toxisch wirken kann. Deshalb ist die zulässige Menge in Deutschland seit vielen Jahren stark beschränkt. Drei Kilogramm Kupfer, bei Hopfen vier Kilogramm, dürfen pro Hektar und Jahr eingesetzt werden. Verglichen mit anfänglichen Aufwandmengen ist das eine bis zu zwanzigfache Verringerung. Im konventionellen Anbau werden Kupferpräparate meist in Kombination mit chemisch-synthetischen Pestiziden eingesetzt.

Anders als für alle anderen zugelassenen Wirkstoffe gibt es für Kupfer zudem seit Jahren eine Minimierungsstrategie. Ziel dieser ist es, die eingesetzten Mengen noch weiter zu reduzieren, resistente Sorten zu züchten und Alternativen zum Kupfereinsatz zu entwickeln.

Quellen:
https://www.oekolandbau.de/landwirtschaft/pflanze/grundlagen-pflanzenbau/pflanzenschutz/pflanzenschutzmittel/kupfer-im-oekolandbau/
https://www.oekolandbau.de/landwirtschaft/pflanze/grundlagen-pflanzenbau/pflanzenschutz/beikrautregulierung-im-oekologischen-landbau/kupfer-im-oekolandbau-mehr-forschung-mehr-zuechtung-und-schnellere-zulassung-gefragt/
https://www.demeter.de/anwendung-von-kupfer-im-oekologischen-landbau

Monokultur

Wird auf einer Ackerfläche nur eine Pflanzenart (Reinkultur) über mehrere Jahre angebaut, spricht man von einer Monokultur. Konventionelle Landwirt*innen setzen oft auf diese Anbauweise, da sie bei der Bewirtschaftung der Flächen effizienter ist und kurzfristig höhere Erträge verspricht. 

Monokulturen haben große Nachteile für Umwelt und Biodiversität, denn um die Flächen reinzuhalten, werden diese mit großen Mengen chemisch-synthetischer Pestizide behandelt. Dabei werden nicht nur die sogenannten Schädlinge und Wildpflanzen, sondern auch eine Vielzahl anderer, ebenfalls für den Naturhaushalt wichtiger Lebewesen in Mitleidenschaft gezogen. 

Es ist aber gerade diese Biodiversität, die den Boden langfristig robust, widerstandsfähig und ertragreich hält. Der Biolandbau setzt daher auf vielfältige Fruchtfolgen und die Förderung von Nützlingen statt Monokulturen.

Quelle:
https://enkeltauglich.bio/wp-content/uploads/BeL_Broschuere-4.pdf

Ökologische Landwirtschaft

Passivsammler

Ein Passivsammler ist eine Messeinrichtung, die Schadstoffe über einen längeren Zeitraum (bis zu drei Monate) direkt aus der Luft aufnimmt. Diese können anschließend im Labor analysiert werden, um wissenschaftliche Untersuchungen über die Zusammensetzung der Luft vorzunehmen. Da Passivsammler ohne Strom funktionieren, können sie überall eingesetzt werden. Zur Ermittlung von DDT wurden sie zum Beispiel in der Arktis und im Urwald aufgestellt. 

Der für die Studie zur Pestizid-Belastung der Luft entwickelte Passivsammler verwendete zum Aufnehmen der Schadstoffe zwei Filter, um sowohl Gase als auch kleine Partikel aufzufangen. Insgesamt wurden in der Studie mithilfe der Passivsammler 71 Wirkstoffe aus landwirtschaftlichen Quellen nachgewiesen. Was dieser Pestizid-Cocktail in unserer Lunge anrichtet, ist kaum erforscht.

Quellen:
https://enkeltauglich.bio/start/pestizide/p-in-der-luft/
https://pubs.acs.org/doi/10.1021/es060447t

Pendimethalin

Pendimethalin ist einer der fünf Wirkstoffe, die in der Studie zur Pestizid Belastung der Luft am häufigsten und weit verbreitet gefunden wurden. Pendimethalin gehört zu den Herbiziden und sorgt immer wieder für negative Schlagzeilen, da es aufgrund der starken Flüchtigkeit andere Äcker kontaminiert.

Quelle:
https://enkeltauglich.bio/start/pestizide/p-in-der-luft/

Permakultur

Permakultur (aus dem englischen von „permanent agriculture“) ist eine besondere Art der landwirtschaftlichen Produktion, die sich an den natürlichen Ökosystemen orientiert. Permakultur setzt auf nachhaltige und ressourcenschonende Anbaumethoden, bei denen menschliche Eingriffe auf ein Minimum reduziert werden. Auch die Kreislaufwirtschaft ist ein wichtiges Prinzip. Der aus der Tierhaltung entstandene Mist trägt zusammen mit eigenem Kompost zur Bodenfruchtbarkeit bei. Laufenten helfen beispielsweise bei der natürlichen Bekämpfung von Schnecken, Weinpflanzen ranken an Klettergerüsten und spenden so Schatten und Feuchtigkeit für darunter wachsende Pflanzen. Der Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden und künstlichem Dünger ist in der Permakultur tabu. Es gibt für diese Art der ökologischen Landwirtschaft jedoch keine gesetzlich vorgeschriebenen Richtlinien. 

Quellen: 
https://www.permakultur.de/was-ist-permakultur/
https://www.loewenzahn.at/magazin/was-ist-permakultur/

Pestizide

Pestizide (von engl. „Pests“ = Schädlinge, Ungeziefer oder auch lateinisch „Pestis“ = Seuche sowie „–zid“ = tötend, vernichtend) sollen unerwünschte Organismen vertreiben, schädigen oder töten. Meist sind mit dem Begriff chemisch-synthetische Pestizide gemeint, die in der konventionellen Landwirtschaft angewendet werden, um z. B. Pflanzen (Herbizide), Insekten (Insektizide) oder Pilze (Fungizide) zu bekämpfen und so Ernteausfälle zu verhindern. Die Herstellerfirmen nennen ihre Mittel vorzugsweise Pflanzenschutzmittel. Dass die Stoffe zum Töten von Lebewesen entwickelt wurden, vermittelt der Begriff jedoch nicht, weshalb wir von Pestiziden oder Ackergiften sprechen. Pestizide umfassen neben Pflanzenschutzmitteln auch Biozide.

Chemisch-synthetische Pestizide werden in der konventionellen Landwirtschaft regelmäßig und oft sogar präventiv angewendet, um Monokulturen, kurze Fruchtfolgen oder den Anbau von überzüchteten Hybridsorten zu ermöglichen. Allein in Deutschland werden laut Umweltbundesamt im Jahr bis zu 35.000 Tonnen Pestizide verkauft. Es gilt mittlerweile als unbestritten, dass der hohe Einsatz von Pestiziden vielerorts die Umwelt und Biodiversität belastet bzw. bedroht. Da sich viele Pestizide im Boden anreichern, beeinträchtigen sie durch eine Schädigung der dort lebenden Organismen die Bodenfruchtbarkeit. Die Stoffe finden sich zudem in Gewässern wieder, verbreiten sich durch Abdrift und Ferntransport durch die Luft und belasten unsere Nahrungsmittel. 

Auch im Öko-Landbau sind einige wenige Spritzmittel erlaubt; diese sind jedoch meistens pflanzlichen oder mineralischen Ursprungs. Es gilt dabei zudem das „Medikamenten-Prinzip” – das heißt, sie dürfen laut EU-Bio-Verordnung nur dann eingesetzt werden, wenn ein Ernteverlust sonst nicht abgewendet werden könnte.

Quellen: 
https://enkeltauglich.bio/wp-content/uploads/BeL_Broschuere-4.pdf
https://pan-germany.org/pestizide-uebersicht/pestizide-themenseite/
https://www.boell.de/de/2022/01/12/pestizide-in-der-landwirtschaft
http://www.umweltinstitut.org/themen/landwirtschaft/pestizide.html
https://www.umweltbundesamt.de/daten/land-forstwirtschaft/pflanzenschutzmittelverwendung-in-der#absatz-von-pflanzenschutzmitteln

Pestizid-Cocktail

Auf konventionellen Äckern werden oft mehrere Pestizide gleichzeitig oder nacheinander angewendet. Wie der daraus entstehende Pestizid-Cocktail, also die Mischung verschiedener Wirkstoffe zusammenwirkt, wird im Zulassungsverfahren nicht überprüft. Dort werden nur einzelne Wirkstoffe oder Mittel bewertet. Folglich bleiben unerwünschte Kombinationswirkungen von Pestiziden auf Umwelt und Gesundheit oft unentdeckt. 

Auch in unserer Atemluft befinden sich Pestizid-Cocktails, denn von den diversen Äckern dünsten die unterschiedlichsten Chemikalien aus und bilden in der Luft einen Cocktail aus Giften, die kombiniert wesentlich stärker wirken können als einzeln. Was sie in der Lunge anrichten können, ist kaum erforscht. 

Eine Verbesserung des Zulassungsverfahrens, das die Kombinationswirkungen verschiedener Pestizide berücksichtigt, ist aus Sicht unseres Bündnisses dringend notwendig. 

Quellen:
https://www.umweltbundesamt.de/themen/umweltrisiken-durch-pestizid-cocktails-werden
https://enkeltauglich.bio/start/pestizide/p-in-der-luft/

Pestizid-Verfrachtung

Chemisch-synthetische Pestizide bleiben nicht da, wo sie ausgebracht werden. Sie wehen während der Ausbringung auf benachbarte Felder (siehe Abdrift) oder steigen in höhere Luftschichten und werden so durch Windbewegung und Niederschläge kilometerweit verbreitet (siehe Ferntransport). Diese, durch Witterungseinflüsse hervorgerufene, unbeabsichtigte Verbreitung von Pestiziden über die Luft nennt man Verfrachtung.

Quelle:
https://enkeltauglich.bio/start/pestizide/p-in-der-luft/

Pflanzenschutzmittel

Mit dem Begriff sind Pestizide gemeint, die in der Landwirtschaft angewendet werden, um z.B. Pflanzen (Herbizide), Insekten (Insektizide) oder Pilze (Fungizide) zu bekämpfen und so Ernteausfälle zu verhindern. Da diese Mittel zum Töten von Lebewesen entwickelt wurden, verwenden wir – wie zahlreiche andere Umweltverbände – den Begriff Pestizide oder Ackergifte

Prosulfocarb

Prosulfocarb ist einer der fünf Wirkstoffe, die in der Studie zur Pestizid Belastung der Luft am häufigsten und weit verbreitet gefunden wurden. Es ist ein Herbizid, das systemisch wirkt.

Quelle:
https://enkeltauglich.bio/start/pestizide/p-in-der-luft/

Schadschwelle

Eine Schadschwelle ist der Zeitpunkt, der Landwirt*innen offiziell zum Einsatz von Maßnahmen gegen Schädlinge berechtigt: Sie sind angehalten, nur dann ein Spritzmittel einzusetzen, wenn der ökonomische Schaden größer zu werden droht, als die Gegenmaßnahme kostet. Eine Maßnahme kann zum Beispiel der Einsatz eines Pestizids oder eine alternative Form der Schädlingsbekämpfung wie das Ausbringen von Nützlingen sein. 

Schadschwellen sind eine wesentliche Säule des integrierten Anbaus, mit der der Einsatz von Pestiziden reduziert werden soll. In der Praxis ist es schwer, Schadschwellen zu bestimmen, sodass das Prinzip häufig umgangen und stattdessen präventiv gespritzt wird.

Quellen:
https://www.nap-pflanzenschutz.de/integrierter-pflanzenschutz/entscheidungshilfen
https://blogs.nabu.de/naturschaetze-retten/nabu-agrar-blog-ips/

Solidarische Landwirtschaft

Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) ist ein Sammelbegriff für den Zusammenschluss von Endverbraucher*innen mit einem landwirtschaftlichen Betrieb oder einer Gruppe von Gärtner*innen. Die Verbraucher*innen zahlen einen monatlichen Beitrag, der die geschätzten Jahreskosten des Anbaus deckt, wodurch die Erzeuger*innen finanzielle Sicherheit erhalten. Die Erzeugung wird damit vorfinanziert und das Risiko verteilt sich auf viele Einzelne. Im Gegenzug erhalten die Verbraucher*innen die gesamte Ernte. In vielen SoLaWis wird einmal pro Woche Gemüse geerntet und unter den Mitgliedern verteilt. Diese werden auf vielfältige Weise einbezogen, zum Beispiel durch Mitarbeit auf dem Feld oder im Rahmen einer Genossenschaft. Die meisten SoLaWis arbeiten nach den Prinzipien der ökologischen Landwirtschaft.

Quelle :
https://www.solidarische-landwirtschaft.org/das-konzept/was-ist-solawi

Symbiose

Eine Symbiose bezeichnet die enge Beziehung von Organismen unterschiedlicher Arten, die beide einen Nutzen daraus ziehen. Ein Beispiel für eine Symbiose sind Mykorrhiza. Das sind Pilze, die mit Pflanzen zusammenleben. Die Pilze versorgen die Pflanzen mit Mineralien und Wasser aus dem Boden und erhalten im Gegenzug Zucker von der Pflanze über deren Wurzeln. 

Der durch den massiven Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide zunehmende Verlust von Arten ist in dieser Hinsicht eine extreme Gefahr für unser Ökosystem, weil jeder sogenannte Schädling einem anderen Lebewesen als Nahrung dient oder ebenso Teil einer Symbiose sein kann. Da die natürlichen Nahrungsketten, von denen auch wir Menschen leben, abhängig von der Bestäubung durch Insekten sind, gefährdet jeder Eingriff in das bestehende System unsere Ernährungssicherheit. 

Quellen:
https://enkeltauglich.bio/wp-content/uploads/BeL_Broschuere-4.pdf

Systemische Pestizide

Pestizide werden in Kontaktgifte und systemisch wirkende Gifte unterschieden. Kontaktgifte werden oberflächlich auf Pflanzen oder Pflanzenteile aufgetragen und dringen nicht in die Pflanze ein, wirken also von außen. Systemisch wirkende Pestizide werden über die Wurzeln oder Spaltöffnungen der Blätter aufgenommen und verteilen sich in der gesamten Pflanze. Mit systemischen Insektiziden werden Insekten bekämpft, die Pflanzenteile fressen oder Pflanzensaft saugen. Systemische Herbizide stören biochemische Prozesse der unerwünschten Pflanzen und systemische Fungizide schützen vor Pilzinfektionen oder stoppen diese.

Systemische Pestizide werden jedoch auch von Nicht-Zielorganismen aufgenommen, beispielsweise bestäubenden Insekten, die den Nektar sammeln. Zu den systemischen Pestiziden gehören das Herbizid Glyphosat oder die Wirkstoffklasse der Neonicotinoide, die sehr schädlich für Insekten – insbesondere Bienen – sind. Im Jahr 2021 wurden einige Neonicotinoide daher in der EU verboten. 

Systemische Pestizide können nicht abgewaschen werden, da sie sich nicht auf der Oberfläche, sondern in den Pflanzen selbst befinden. Wir nehmen sie also über die Nahrung auf.

Quellen:
https://www.deutschlandfunk.de/pestizide-studie-grosse-gefahr-durch-systemische-100.html
https://umweltstiftung-greenpeace.de/projekte/%C3%BCbersicht-themenfonds/die-task-force-systemische-pestizide/
https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/pestizide/24125.html
https://umweltinstitut.org/landwirtschaft/pestizide-gifte-in-unserer-umwelt/

Terbuthylazin

Terbuthylazin ist einer der fünf Wirkstoffe, die in der Studie zur Pestizid-Belastung der Luft am häufigsten und weit verbreitet gefunden wurden. Es ist ein Herbizid, das systemisch wirkt.

Quellen:
https://enkeltauglich.bio/start/pestizide/p-in-der-luft/

Urinale

Im Jahr 2015 veröffentlichte die Bürgerinitiative „Landwende“ eine Citizen Science Studie namens „Urinale“. Dafür wurde der Urin von über 2.000 Menschen auf Glyphosatrückstände untersucht. In 99,6 Prozent der Proben wurde Glyphosat gefunden. Die Studie war ein Gründungsimpuls für das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft.

Ein Jahr später veröffentlichte das Umweltbundesamt eine weitere Studie, bei der rund 400 Proben im Zeitraum 2001 bis 2015 analysiert wurden. Dabei wurde ebenfalls belegt, dass sich Rückstände von Glyphosat im Urin von Menschen nachweisen lassen. 

Quelle:
https://enkeltauglich.bio/start/pestizide/studie-urinale/
https://www.umweltbundesamt.de/themen/neue-uba-untersuchung-zu-glyphosat

Zulassungsverfahren

Die Zulassungsverfahren für Pestizide laufen in einem zweistufigen Verfahren ab. Die Zulassung eines neuen Wirkstoffs oder die Verlängerung einer bereits bestehenden Zulassung findet auf europäischer Ebene statt und wird von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) koordiniert. Pestizidprodukte, die neben dem Hauptwirkstoff noch weitere Inhaltsstoffe enthalten, werden anschließend in einem nationalen Verfahren geprüft und zugelassen. In Deutschland ist dafür das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zuständig. Für nationale Zulassungen gilt das sogenannte zonale Zulassungsverfahren, bei dem die EU-Staaten in drei Zonen eingeteilt sind. Wird ein Produkt von einer nationalen Behörde einer Zone zugelassen, kann es danach in anderen Ländern der gleichen Zone ebenfalls zugelassen werden. Die Länder sind dabei stark an die Entscheidung des erstbewertenden Landes gebunden. Dies führt zur Strategie der Pestizid-Hersteller, die Zulassung in Ländern zu beantragen, deren Risikoprüfung weniger streng ist, als die in Deutschland. Dem BVL bleibt dann wenig Handlungsspielraum und das Produkt muss häufig in Deutschland ebenfalls zugelassen werden.

Trotz umfassender Risikoprüfungen im Rahmen der Zulassungsverfahren reichen diese nicht aus, um schädliche Umweltauswirkungen von Pestiziden zu vermeiden. Auswirkungen der Wirkstoffe auf Amphibien, Reptilien und Wildkräuter werden beispielsweise überhaupt nicht geprüft. Auch Pestizid-Cocktails, die mittlerweile überall nachgewiesen werden, werden bei der Zulassung nicht berücksichtigt. Zudem sind inzwischen viele indirekte Effekte auf Organismen nachgewiesen, die nicht Ziel der Pestizidanwendungen sind. So beeinträchtigt das Herbizid Glyphosat beispielsweise das Brutverhalten von Hummeln.

Quellen:
https://www.boell.de/de/2022/01/12/zulassungsverfahren-fuer-pflanzenschutzmittel-gruenes-licht-fuer-risiken
https://www.lto.de/recht/presseschau/p/presseschau-18-10-2023-verfassungsbeschwerde-bund-ovg-vorsitz-kurz-oesterreich/
https://infothek.landwende.de/beeintraechtigung-der-brutpflege-von-hummeln-durch-glyphosat
https://enkeltauglich.bio/wp-content/uploads/BeL_Broschuere-4.pdf