Pestizide sind Substanzen, die dazu dienen, unerwünschte Lebewesen zu bekämpfen. Sie können chemisch-synthetischen oder biologischen Ursprungs sein und werden in verschiedenen Ausbringungsformen hergestellt: als Sprays, Pulver, Granulate oder als Beimischungen zu Düngemitteln.
Wo werden Pestizide angewendet?
Die häufigsten Anwendungsbereiche von Pestiziden sind:
- Landwirtschaft: Mit Pestiziden sollen Nutzpflanzen vor Schäden durch Mikroorganismen, Pilzen, Insekten, Nagetieren und konkurrierende Beikräuter geschützt werden. Die Giftsstoffe werden daher auch »Pflanzenschutzmittel« genannt. Ausbringungsorte sind Ackerfluren, Obstplantagen, Weingärten und Gewächshäuser.
- Gartenbau: Auch beim Anbau von Zierpflanzen, in Baumschulen sowie bei der Pflege von Parks und öffentlichen Grünflächen werden Pestizide eingesetzt.
- Forstwirtschaft: In der Forstwirtschaft werden Pestizide vor allem eingesetzt, um Bäume vor Insektenbefall und Pilzkrankheiten zu schützen. Auch geschlagenes Holz wird mit Pestiziden behandelt.
- Haushalt: Fliegen, Mücken, Ameisen, Kakerlaken und Nagetiere sind im Haushalt unerwünscht und werden mit Pesiziden in Form von Sprays und Ködern bekämpft.
- Industrie: Die Industrie schützt mit Pestiziden unter anderem Holzprodukte, Textilien und Leder vor Schädlingsbefall.
Welche Pestizide gibt es?
Je nach Art der Zielorganismen unterscheidet man folgende Pestizide:
- Insektizide zur Bekämpfung von Insekten, wie Käfern, Raupen, Fliegen, Mücken, Zecken;
- Fungizide zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten, die Pflanzen befallen können;
- Herbizide zur Bekämpfung von Beikräutern, die mit Pflanzen um Nährstoffe und Wasser konkurrieren können;
- Akarizide zur Bekämpfung von Milben und anderen Spinnentieren;
- Rodentizide zur Bekämpfung von Nagetieren, wie Ratten und Mäusen;
- Nematizide zur Bekämpfung von Nematoden (Fadenwürmern), die Pflanzen schädigen können;
- Molluskizide zur Bekämpfung von Schnecken und anderen Weichtieren;
- Avizide zur Abwehr von Vögeln, die Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen verursachen können;
- Repellentien zur Abwehr von Insekten und anderen Schädlingen durch Geruch oder Geschmack;
- Pheromonfallen zur Bekämpfung von Insekten, indem sie von Sexuallockstoffen angezogen und in Fallen gefangen werden.
Als Aktionsbündnis von Bio-Unternehmen und auf den ökologischen Nahrungsmittelbereich fokussierten zivilgesellschaftlichen Organisationen konzentrieren wir uns auf die Anwendung von chemisch-synthetischen Pestiziden in der Landwirtschaft. Wir nennen sie beim Namen: Ackergifte.
Selbstverständlich sind auch biologische Pestizide Giftstoffe. Im Unterschied zu chemisch-synthetischen Pestiziden, die sich aufgrund ihrer Konstruktion meist durch enorme Toxizität (Giftigkeit) auszeichnen und viele weitere Organismen schädigen, bestehen biologische Präparate aus natürlichen Substanzen, die aus lebenden Organismen wie Bakterien, Pilzen oder Pflanzen gewonnen werden, oder aus Mineralien. Biologische Pestizide sind oft langsamer wirkend als chemisch-synthetische Pestizide, aber sie sind in der Regel umweltfreundlicher. Biologische Pestizide können auch gezielter eingesetzt werden, um nur bestimmte Schädlinge oder Krankheiten zu bekämpfen, ohne andere nützliche Insekten und Organismen zu schädigen.
Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen biologischen und chemisch-synthetischen Pestiziden besteht darin, dass biologische Pestizide in der Regel schneller abgebaut werden und keine Rückstände in der Umwelt hinterlassen. Chemisch-synthetische Pestizide verbleiben dagegen länger in der Umwelt – einige werden noch Jahrzehnte nach ihrem Verbot aufgefunden –, werden durch die Luft flächendeckend verbreitet und reichern sich vielfach in der Nahrungskette an.
Die sogenannte konventionelle Landwirtschaft setzt auf chemisch-synthetische Pestizide zur Steigerung ihrer Erträge. Dabei werden die negativen Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit in Kauf genommen. Chemisch-synthetische Pestizide gelangen durch Auswaschung in Gewässer und beeinträchtigen die Qualität des Grundwassers. Aufgrund der Tatsache, dass Pestizide durch die Luft praktisch überall hin – sowohl in Schutzgebiete wie in Innenstädte und Wohnräume – verbreitet werden, atmen wir permanent ganze Cocktails von unterschiedlichen Pestizid-Wirkstoffen ein. Welche Auswirkungen dies auf unsere Gesundheit hat, ist unbekannt.
Im Sinn einer ökologischen Transformation der Landwirtschaft ist klar: Chemisch-synthetische Pestizide haben nichts in der Natur zu suchen. Wir setzen uns dafür ein, dass sie aus der Produktion unserer Lebensmittel verschwinden.