Die Mitglieder des Bündnisses für eine enkeltaugliche Landwirtschaft tragen den Erhalt vitaler und in jeder Hinsicht nährender Lebensmittel in ihrer DNA. Die meisten von ihnen setzen sich bereits seit den Anfängen der Umweltbewegung für die ökologische Transformation der Ernährungswirtschaft – insbesondere der Landwirtschaft – ein. Ihr klares Bekenntnis lautet: »100 % Bio ist möglich!«
Doch hundert Prozent »Bio« ist in Gefahr: Zahlreiche Ackergifte aus der sogenannten konventionellen Landwirtschaft verbreiten sich flächendeckend! Ein rückstandsfreier Bio-Anbau wird immer schwieriger. Bio-Bäuerinnen und -Bauern haften für Kontaminationen, die andere zu verantworten haben.
Die Bodenfruchtbarkeit geht durch den Einsatz von Ackerchemie verloren. Die Artenvielfalt schwindet. Trinkwasser muss von Schadstoffen aus der Landwirtschaft gereinigt werden. Selbst die Luft zum Atmen ist mit Wirkstoffen aus Ackergiften belastet.
Wir brauchen eine grundlegende Veränderung, um den Erhalt der Bodengesundheit, einer intakten Tier- und Pflanzenwelt, sauberer Atemluft und die Versorgung der Menschen mit giftfreier Nahrung zu sichern.
Das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft setzt sich für eine solche Landwende ein. Die Akteurinnen und Akteure wollen die Lebensgrundlagen der kommenden Generationen schützen, erhalten und – wo sie bereits beschädigt sind – wieder aufbauen.
Dazu initiiert das Bündnis Forschung, informiert Politik und Zivilgesellschaft und sucht den Dialog mit den Menschen, die in allen an der Landwirtschaft beteiligten Wirtschaftszweigen Verantwortung tragen.
Unser Bündnis kämpft für eine Landwirtschaft, die sozial gerecht, umwelt- und klimafreundlich handelt, die Gesundung und Gesunderhaltung des Nahrungszusammenhangs zum Ziel hat, das Prinzip einer am Gemeinwohl orientierten Postwachstumsökokomie verfolgt und eine bewusst und entschieden gestaltete, lebenswerte Welt an die kommenden Generationen übergibt.
Enkeltauglich ist, was morgen und übermorgen noch taugt
Wir verstehen unter einer enkeltaugliche Landwirtschaft in diesem Sinne eine bäuerliche Wirtschaftsweise, die:
- in den zukunftssicheren Raum innerhalb der überschrittenen planetaren Grenzen zurückkehrt,
- den Lebensraum von Insekten, Vögeln und anderen Tieren in den Fluren und Feldgewässern sichert,
- das Bodenleben nährt und die Pflanzenvielfalt fördert,
- den Eintrag von Giften in Boden, Trinkwasser, Atemluft und Lebensmittel verhindert,
- Bäuerinnen und Bauern auskömmlich leben lässt,
- unabhängig von der globalen Agrarindustrie ist und
- in einem breiten gesellschaftlichen Konsens wurzelt.
Geschichte
2012 startete die Bürgerinitiative “Landwende” die Kampagne „Ackergifte? Nein danke!“, die 2014 mit einer Website an die Öffentlichkeit ging. Von Anfang an forderte die Kampagne die Beendigung jeglichen Einsatzes von Pestiziden, die sie als „Ackergifte“ bezeichnet, und insbesondere des weltweit meisteingesetzten Herbizidwirkstoffs Glyphosat. Darüber hinaus setzt sie sich einerseits für die Durchführung bürgerinitiierter Studien über die Gefahren von Pestiziden ein und fordert andererseits die Landwirtschaftsministerien von Bund und Ländern dazu auf, entsprechende Forschungen zu veranlassen.
2015 rief die Bürgerinitiative im Rahmen der Aktion „Urinale 2015“ die Bevölkerung dazu auf, ihren Urin auf Rückstände von Glyphosat testen zu lassen. Dazu konnten Urinprobe-Sets bei der Bürgerinitiative bestellt werden. Zudem fanden an 23 Orten in ganz Deutschland durch regionale Veranstaltungspartner selbstorganisierte „Urinale“-Veranstaltungen statt, bei denen Interessierte Urinprobe-Sets erhielten und über die Gefahren von Pestiziden aufgeklärt wurden.
Warum gibt es das Bündnis?
Dank des ehemaligen Bundeslandwirtschaftsministers (2014 – 2018) Christian Schmidt ist Glyphosat in aller Munde. Wie die Studie »Urinale 2015« gezeigt hat, ist das Ackergift aber auch in praktisch jeder Urinprobe nachweisbar! Und Glyphosat ist da nicht allein: In unserer Baumrinden-Studie 2019 haben wir festgestellt, dass über hundert Ackergifte an Standorten weit vom Einsatzort entfernt zu finden sind. Das heißt, die auch in Städten (z.B. im Englischen Garten in München) nachweisbaren Gifte werden von uns andauernd eingeatmet.
Wenn sich Ackergifte flächendeckend ausbreiten, ist die vielbeschworene Koexistenz zwischen ökologisch sinnvoller (Bioanbau) und industrieller (konventioneller) Landwirtschaft nicht länger möglich. Die nachgewiesene Verfrachtung von Ackergiften – u.a. Glyphosat, Pendimethalin und Prosulfocarb – bedroht nicht nur die Versorgung mit sauberen Nahrungsmitteln, sondern auch die wirtschaftliche Existenz der Bio-Bauern und -Bäuerinnen, sowie den Bio-Unternehmen generell.
Wir wollen, dass auch künftige Generationen ökologischen Landbau betreiben und unbelastete Nahrung zu sich nehmen können. Wenn die Ausbreitung der Ackergifte nicht gestoppt wird, droht die Gefahr, dass ökologische Landwirtschaft und Bio-Lebensmittelwirtschaft im zukünftigen Deutschland nicht mehr möglich sind.
Oberstes Anliegen der biologischen Anbaumethoden war und ist die Erhaltung, besser noch der Aufbau eines fruchtbaren Bodens. Er ist die Grundlage für alles Leben. Unseren Enkelinnen und Enkeln eine lebenswerte Welt zu übergeben, heißt, ihnen gesunde Böden zu übergeben! Die Anwendung von Ackergiften bedroht das Bodenleben inzwischen in katastrophalem Ausmaß. In der Folge sterben Insekten, Amphibien und Feldvögel. Wir brauchen eine echte Landwende! Und das heißt nicht weniger als einen tiefgreifenden Umbau des gesamten Systems des Lebensmittelerzeugung: der Landwirtschaft samt der ihr vor- und nachgelagerten Industrien.
Weiteres Hintergrundmaterial
Mehr Infos zu unseren Studien findet ihr hier: